Berichte von 12/2017

Weihnachten?

Sonntag, 24.12.2017

Um Weihnachten nicht allein zu verbringen, habe ich mir für die letzten zwei Wochen dieses Jahres zum zweiten Mal eine Familie gesucht, bei der ich für Essen und Unterkunft ein bisschen arbeite.
Jetzt wohne ich in einem Haus mit großem Garten und kleiner Schafzucht und erledige Arbeiten wie Auto waschen,  Rasen mähen oder Diesteln zerhacken, die der Besitzer aufgrund seiner Querschnittlähmung kaum oder gar nicht erledigen kann.
Oft sind dessen Kinder und Enkelkinder oder fremde Airbnb-Reisende da, mit denen man - je nachdem - zusammen kocht, auf die für ein paar Stunden aufgepasst werden muss oder die einen auf einen kleinen Ausflug mitnehmen.

Bei einem dieser Ausflüge sind wir gegen zehn Uhr abends, kurz nach Sonnenuntergang, zum Hafen gefahren und haben um die 30 Blaue Pinguine gesehen, die das Wasser verlassen und sich unbemerkt über Straßen und an Menschen vorbei schleichend - zumindest schienen sie das zu denken - auf den Weg in den Wald begeben haben.

Nach fast drei Monaten in Neuseeland (kommt mir ewig vor) bin ich jetzt zum ersten Mal Auto gefahren, wobei weniger der Linksverkehr, sondern eher die sorglose Fahrweise der Kiwis merkwürdig war...

Im Fernsehen und Radio läuft jetzt dauernd irgendwelcher Weihnachtskram und die Einkäufe werden umfangreicher und teurer, abgesehen davon kommt's mir aber immer noch wie ein ganz normaler Sommer vor - wenn nicht ich nicht gerade auf den Kalender schaue. Also einfach mal ein Jahr ohne richtiges Weihnachten. Auch gut. 

New Edinburgh

Donnerstag, 07.12.2017

Von Nelson aus bin ich in die größte Stadt der Südinsel, Christchurch, getrampt. Von zahlreichen Erdbeben zerstört, ist das ganze Stadtbild von Absperrungen und Baustellen dominiert, weil überall an noch einsturzgefährdeten Gebäuden oder schon neuen Bauwerken gearbeitet wird. Die Stadt wirkt irgendwie ein bisschen niedergeschlagen, der Zustand der Gebäude scheint sich ein wenig auf die Menschen auszuwirken. Vielleicht gut zum Arbeiten - überall wird nach Bauarbeitern gesucht-, aber kein Ort, in dem ich länger bleiben möchte. Also weiter nach Dunedin.

Dunedin ist wesentlich kleiner, für Neuseeland aber immer noch eine große Stadt und voller Leben. Es gibt hier ein richtiges Stadtzentrum (das "Octagon"), in dem man zahlreiche Cafés, Restaurants und Bars findet. Die Stadt ist stark durch die schottische Kultur geprägt, hier gibt es viele alt aussehende, oft gotische Gebäude (und trotzdem alles jünger als 200 Jahre).

Auch hier sind alle in Weihnachtsstimmung. Überall stehen geschmückte Tannenbäume herum, vor ein paar Tagen gab es hier einen Umzug, bei dem karnevalistische Kostüme getragen und Weihnachtslieder gesungen wurden. Na ja.

Ungefähr eine Stunde zu Fuß von hier liegt eine scheinbar fast unbekannte kleine Höhle, in der man nachts Tausende von Glühwürmchen entdecken kann. Ein bisschen wie ein Sternenhimmel in einer wolkenfreien Nacht, genauso schön, bloß schreckhafter.

Außerdem findet man hier "die steilste Straße der Welt", die wirklich ziemlich steil ist und auf der zum Beispiel Busse oder Campervans gar nicht fahren dürfen, weil die wahrscheinlich nach hinten umkippen würden. Warum auch immer man so was baut.

Jetzt gerade bin ich auf der Suche nach einer guten Unterkunft für die nächsten Wochen und vor allem Arbeit (mal wieder). Ich würde gerne noch bis Silvester hier bleiben, ohne eine richtige Aufgabe könnte es dann aber doch ein bisschen langweilig werden...